Fechten

Mensur. Warum eigentlich? Persönliche Erfahrungen, Rituale und ihre Bedeutung.

Hoch zur Mensur! Fertig! Los!

Das sind die Worte, mit denen jede Mensur des Darmstädter Waffenrings beginnt. Gerade für den geneigten, nicht-korporierten Leser stellt sich jedoch die Frage: Warum machen die das eigentlich? Eine angemessene Antwort für jemanden, der noch keine Mensur durchgestanden hat, zu finden, ist gar nicht so einfach. Aber natürlich möchte ich es im Folgenden versuchen. Ich könnte viel über Tradition, die lange Geschichte des Waffenstudententums oder das Waffenrecht in Deutschland als Ganzes schreiben. Letzten Endes würde das jedoch den wenigsten helfen, einen Bezug zu finden. Daher möchte ich auf der anderen Seite komplett im Persönlichen ansetzen. Es ist zwar schon einige Jahre her, dass ich zuletzt eine Mensur geschlagen habe, aber dennoch kann ich mich sehr genau daran erinnern, wie es war, an diesem Morgen meinem Gegenpaukanten entgegenzutreten. Ich erinnere mich daran, wie wir anschließend gemeinsam das erste Bier tranken und wie es war, im Kreise meiner Bundesbrüder die letzten Vorbereitungen zu treffen. Jeder vergewisserte sich noch einmal, dass seine Ausrüstung bereit und in einem einwandfreien Zustand war, bevor er mir auf die Schulter schlug und "Waffenschwein!" wünschte.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie es danach war, als uns beide alle Anwesenden gratulierten, egal, ob sie Mitglied seiner Germania oder meiner Hasso-Normannia waren oder einfach nur Gäste. Die Wochen der Vorbereitung, in denen jeder, der Zeit fand, auf dem Paukboden war, um mir zu helfen und mich vorzubereiten. Die erste Kneipe nach der Mensur, wenn man im Kreise des Bundes sitzt und sich einmal mehr bewusst wird, dass man durch das Fechten und die Bereitschaft, für den Bund auf dem Mensurboden zu stehen, mit jedem einzelnen anderen Burschen verbunden ist. Wie durch das wortwörtliche Band, das einem um die Brust gewunden liegt. Denn egal, ob ihr erstes Semester 1981 oder erst im letzten Sommer war: Jeder, der das Rot, Weiß und Gold trägt, hat dasselbe durchgemacht, dieselbe Gemeinschaft erfahren und mit der gleichen Klinge in der Hand parat gestanden. Mensur bedeutet mehr als Tradition, mehr als Ehre und mehr als Verpflichtung. Mensur ist das Band, das jeden Hessen-Normannen-Burschen, gleich welchen Alters, welcher Schicht oder welchen gesellschaftlichen Hintergrunds, verbindet. Sie ist die Gemeinschaft bei der Vorbereitung und Ausführung, wenn alle mitfiebern und alles tun, um einen vorzubereiten. Sie ist die Seele unseres Bundes – und das tatsächlich schon seit 1871.

Luca Klein, HN!