Tradition, Wandel und Prinzipientreue: Die Geschichte der Landsmannschaft Hasso-Normannia.
Die Geschichte unserer Verbindung beginnt im Jahr 1871 in Aachen, als sich sechs junge Männer aus verschiedenen Teilen Deutschlands zusammenschlossen, um eine neue Korporation zu gründen: Die Burschenschaft Neo-Germania zu Aachen. Es dauerte jedoch nur ein Jahr, bis sich der Name unserer Verbindung zu dem änderte, den wir auch heute, über 150 Jahre später, noch tragen: Landsmannschaft Normannia. Es war kein dramatischer Bruch, der zu dieser Änderung führte – unsere Gründer kamen lediglich zu dem Schluss, dass unsere damals noch junge Verbindung unpolitisch sein und bleiben sollte.
Normannia etablierte sich schnell im Aachener Korporationswesen und konnte wie alle anderen Bünde der traditionsreichen Kronstadt schnelles und stetiges Wachstum vorweisen. Doch auch wir waren nicht gefeit davor, dass die Aufnahme zu vieler junger Mitglieder dazu führte, dass unser Bund den Bezug zu seinen Wurzeln verlor und schließlich suspendiert werden musste. Zu diesem Zeitpunkt waren seit unserer Gründung lediglich acht Jahre vergangen.
Manch einer mag an dieser Stelle erwartet haben, dass dies das Ende der Normannia bedeuten würde. Doch wie unsere Namensgeber aus längst vergangenen Tagen waren auch die Mitglieder unseres Bundes nicht so einfach unterzukriegen. Dank einer aktiven Altherrenschaft, die das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Traditionen unseres Bundes über zwanzig Jahre lang aufrechterhielt, gelang es schließlich, die Landsmannschaft Normannia in Darmstadt mit Hilfe einiger ortsansässiger Studenten neu zu gründen. Dies geschah am 14. Juni 1902, und seit diesem Tag ist unsere Verbindung der Stadt, die sie damals willkommen geheißen hat, treu geblieben.
Im Jahr 1908 erwarb die Normannia ihr erstes eigenes Verbindungshaus, einen aufgegebenen Teil einer Brauerei. Unsere Aktiven verliehen dem Haus liebevoll den Spitznamen „die Hütte“. In den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts erblühte das Korporationswesen auf eine Art und Weise, die sich heute kaum noch vorstellen lässt, und sowohl Aktive als auch Alte Herren füllten die Räumlichkeiten unserer Hütte mit Leben. Doch wie alle guten Tage mussten auch diese enden – in diesem Fall durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914. Viele Normannen wurden wie so viele andere junge Männer einberufen, um die ewig hungrigen Schlachtfelder und Schützengräben mit neuen Opfern zu füllen. In den langen Kriegsjahren blieb Normannia suspendiert und konnte sich erst im Frühjahr 1919 rekonstituieren. Auch Normannia hatte Bundesbrüder auf den Schlachtfeldern verloren.
In den Jahren zwischen den Weltkriegen erblühte das Verbindungswesen – und damit auch unsere Normannia – abermals, da die starken Gemeinschaften der Korporationen die oft armen Studenten vor der rauen Wirtschaftslage schützten, die die erste deutsche Republik plagte. Doch auch wir waren nicht vor den Übeln gefeit, die letztlich die Weimarer Republik zerstörten: Viele Studenten ließen sich, wie so viele andere Deutsche auch, von den Nationalsozialisten verführen und unterstützten den größenwahnsinnigen Diktator. Dessen Gleichschaltungswahn, mit dem er das gesamte Land nach seinem Ebenbild neu formen wollte, stand jedoch im krassen Konflikt zu der basisdemokratischen, freiheitlichen Grundordnung, auf der unser Bund seit jeher fußte. Als schließlich nur noch die Wahl blieb, alles aufzugeben, was Normannia ausmachte, oder den Bund aufzulösen, entschieden wir uns für Letzteres, um unser ureigenes Wesen nicht weiter zu verleumden.
Erst vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs versuchte man, die Landsmannschaft Normannia wieder zu rekonstituieren, was nach anfänglichen Schwierigkeiten im Jahr 1950 schließlich gelang. Fünf Jahre später, auf dem 84. Stiftungsfest, wurde eine Hausbaukommission gegründet, die sich zum Ziel setzte, ein neues Zuhause für unsere Landsmannschaft zu finden. Das neue Normannenhaus entstand auf einem Ruinengrundstück im Prinz-Christians-Weg 4 und ist bis heute das Zuhause unserer Verbindung. Im Jahr 2024 fusionierte die suspendierte Landsmannschaft Hasso-Borussia schließlich mit der Landsmannschaft Normannia. Wir führen ihre Tradition als Landsmannschaft Hasso-Normannia fort und dokumentieren damit auch im Verbindungsnamen unsere Zugehörigkeit zu Hessen und Darmstadt.